In Liechtenstein gibt es nicht nur Banken

Unternehmer und Künstler gründen Verband für die Kultur- und Kreativwirtschaft im Fürstentum

Die KulturGilde in Liechtenstein Gemeinhin verbindet man hierzulande Liechtenstein mit Banken, Steuerskandalen und dubiose Treuhändergeschäfte. Wer selbst einmal dort war, ist vielleicht überrascht, dass das Land gar nicht aussieht wie ein Frankfurter Hochhaus-Bankenviertel.

Mit rund 30% Bruttowertschöpfung nimmt der Finanzsektor zwar durchaus eine wichtige Position im Wirtschaftsleben des Fürstentums ein, der Großteil wird jedoch in großen Industriebetrieben (wie z.B. dem Werkzeugmaschinenhersteller Hilti) und den anderweitig tätigen Dienstleistungsunternehmen erbracht.

Allein auf den Finanzsektor haben sich die Verantwortlichen in Liechtenstein nie verlassen. Spätestens seit der Finanzkrise und dem internationalen Abkommen bezüglich Steuerangelegenheiten ist man dort vor allem um die Richtigstellung des Negativimages bemüht. Eine europaweit einzigartige Naturlandschaft und eine lebendige Kunst- und Kulturszene stehen dem Kleinstaat viel besser zu Gesicht. Diese entwickelt sich auch stetig zu einem Wirtschaftsfaktor. Über 400 der rund 3700 in Liechtenstein ansässigen Wirtschaftsunternehmen sind der Kultur- und Kreativwirtschaft zuzuordnen. Unter diesem Branchenbegriff werden alle unternehmerisch Tätigen zusammen gefasst, die in kulturell relevanten Bereichen arbeiten. Diese umfassen beispielsweise die bildende und darstellende Kunst, Musik, Film, aber auch Presse, Werbung oder Softwareentwicklung.

Grund genug dieser neuen Branche eine gemeinsame Plattform und Interessenvertretung zu geben. Nach der im März dieses Jahres erfolgten Gründung der KulturGilde Deutschland im baden-württembergischen Tübingen, organisiert sich nun die Kulturwirtschaft des Fürstentums in einem eigenständigen Verband KulturGilde Liechtenstein.

„Selbstverständlich war auch die Möglichkeit der internationalen Vernetzung mit unserem deutschen Schwesterverband ein Entscheidungskriterium für die Gründung unserer KulturGilde“, sagt der Liechtensteiner Verbandspräsident Vlado Franjevic. Dieser ist selbst als Künstler mit Ausstellungen in China, Südkorea und den USA von internationalem Renommee. „Zunächst einmal geht es jedoch darum die Akteure aller Kulturbranchen an einen Tisch zu bringen und gemeinsame Projekt- und Synergiepotentiale zu identifizieren“.

Keine leichte Aufgabe, denn die Kultur- und Kreativwirtschaft zeichnet sich nicht nur durch eine hohe Kleinteiligkeit in Bezug auf die Unternehmensgröße aus, sondern auch die jeweiligen Interessen der Teilbranchen zielen nicht immer in die gleiche Richtung. Inwieweit sich vor allem die Kunst marktwirtschaftlichen Kriterien unterwerfen soll und muss, ist ein durchaus kontrovers diskutiertes Thema.

Eine Problematik, die dem internationalen Unternehmer-Dachverband leadventures längst bekannt ist. Dieser hat die KulturGilde(n) initiiert und in der Gründung unterstützt. Roland Weiniger, Vorstandsvorsitzender des Dachverbands und damit organisatorisches Vorstandsmitglied in den Branchenverbänden wirbt seit Jahren für eine gemeinsame Basis für Wirtschaft und Kultur. „Bei uns zählt die unternehmerische Tätigkeit im Kultursektor schon immer zu den ganz normalen Wirtschaftsbereichen. Und das lange bevor von staatlicher Seite der Begriff Kultur- und Kreativwirtschaft geprägt wurde“. Das auch Künstler immer einen Platz bei leadventures fanden, bezeugen die vielen gemeinsamen Veranstaltungen und Projekte, nicht zuletzt die durch die Initiative des Dachverbands ausgeführte künstlerische Gestaltung des Regensburger Hauptbahnhofs.

Somit geben auch die Liechtensteiner dem neuen Verband KulturGilde gute Chancen und verknüpfen mit dessen Aktivitäten durchaus auch die Hoffnung auf internationaler Ebene ein verbessertes Image zu erlangen. Einem Wunsch, dem die Verbandsverantwortlichen gerne nachkommen. Im April nächsten Jahres ruft die KulturGilde Liechtenstein alle Kreative vor Ort in einem „Barcamp“ zusammen, um abseits aller Einschränkungen innovative Ideen für ein positives Bild des Landes im Ausland zu entwickeln.

Nähere Informationen zum Liechtensteiner Verband finden sich auf www.kulturgilde.li